Digitale Entwicklungshilfe – die Geschichte von NG3O.

Es waren einmal drei junge Männer Mitte 20 aus Bonn. Sie kannten sich fast 10 Jahre. Soeben beendeten sie ihren ersten Studienabschnitt mit dem Bachelor.

Die drei jungen Männer zogen aus, die Welt zu verändern. Um zu beweisen, dass die jugendliche Nachfolgegeneration mehr zu bieten hat, als die Alten ihnen in der Regel unterstellen

Einer der drei, Tom, wurde auf ein mögliches zu lösendes Problem aufmerksam: in seinem Praktikum bei einer gemeinnützigen Organisation in Südafrika bemerkte er, wie veraltet die Kommunikation mit potentiellen Spendern noch ist. Per Papier, Stift und Briefmarke.
Welch ein Zeitaufwand – falten, eintüten, frankieren, auf Antwort warten.
Welch ein Kostenaufwand – Briefmarken, Überweisungsgebühren, Personal.
Als Kind des neu eingeläuteten digitalen Zeitalters war ihm sofort klar: das geht doch besser!

Also zurück nach Bonn, die beiden Freunde Johannes und Domenic akquiriert, inspiriert und los ging es:
Digitales Zeitalter – das sind Social Media, Promotion-Videos, One-Click-Bezahloptionen, Webdesign und Marketingkampagnen. All das gehört mittlerweile zum Standardrepertoire der Konzerne, egal ob groß ob klein. Hauptsache, die Zielgruppe wird angesprochen und animiert, das zu kaufen, was verkauft werden soll. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten werden schon Industrie 4.0 genannt. Doch vor allem kleine und lokale gemeinnützige Organisationen sind noch nicht einmal bei 3.0 angelangt.
Der Beschluss wurde gefasst – NG3O wurde gegründet:

NGO ist das englische Akronym für „non governmental organisation“, zu deutsch „Nicht-Regierungs Organisation“, dem Äquivalent des deutschen gemeinnützigen Vereins. Um diese NGOs im Markt um potentielle Spender wettbewerbsfähig zu machen, wollen sich Tom, Johannes und Domenic kümmern. Sie bringen mit ihren Kenntnissen in Entwicklungshilfe und Bankgeschäften (Domenic), Fähigkeiten aus den Bereichen Webdesign und Videoproduktion (Johannes) und Erfahrung mit und Kontakten zu lokalen NGOs in Asien (Tom) die perfekte Kombination als Fundament.

Wie wird aus einer genialen Idee ein konkretes Projekt?

Schritt Nummer 1: Gründung einer eigenen NGO, nämlich NG3O – Entwicklungshilfe 3.0. Unterstützt wurden die drei zahlreich von Freunden und Familie, so dass bei Gründung des Vereins sagenhafte 31 Menschen beteiligt waren (nötig sind „nur“ sieben). Der Verein ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt, d.h. sie dürfen selbst Spenden empfangen, dafür Spendenquittungen ausstellen, die wiederum der Spender beim Finanzamt einreichen darf.

Schritt Nummer 2: Einen Plan erstellen – was soll konkret getan werden? Dafür flogen die drei erst einmal für 3 Wochen nach Manila, um vor Ort zu recherchieren: wollen die lokalen NGOs ihre Hilfe überhaupt? Oder klang das nur im Kopf der drei so gut? Dabei bestätigten ihre Erfahrungen vor Ort, dass gerade kleine NGOs am Besten wissen, was wirklich hilft. Und nicht immer die großen bekannten Hilfsorganisationen. Das wiederum beeinflusst die Spendenlust: je zielgerichteter und nachhaltiger die Hilfe, desto eher sind Menschen bereit zu spenden.

Schritt Nummer 3: Selbst Spenden sammeln, um die geplante Arbeit auch durchführen zu können. Zwar arbeiten die drei ohne einen Cent zu bekommen. Kameraequipment, Software und Flüge wollen dennoch bezahlt sein. Vor Ort werden die drei privat untergebracht und verköstigt als Austausch für ihren kostenlosen Einsatz. Wie bekommt man Spenden? Durch genau das, was die drei anderen NGOs anbieten wollen: Internetpräsenz (Webseite ist erstellt), Imagevideos (Youtube lässt grüßen), social media-Verbreitung (via Facebook & Instagram), Suchmaschinenoptimierung und klare Kommunikation, wer sie sind und was sie tun.


Damit nahmen sie am Ideenwettbewerb „Yooweedoo“ teil – und gewannen. Preisgeld 2000€. Zusätzlich läuft ihre Spendenkampagne (engl. Fundraising) auf betterplace.org, einer, wie kann es auch anders sein, digitalen Plattform zum Spendensammeln. Aktueller Stand: es reicht für die erste Kameraausrüstung. Die selbstverständlich auch allen anderen Mitgliedern des Vereins zur Verfügung steht, wenn sie ein Hilfsprojekt starten wollen.

Schritt Nummer 4: Endlich loslegen! Ab dem 3. Mai fliegen die drei nach Dhaka in Bangladesch. In der Hauptstadt wohnen 17 Millionen Menschen. Mehr als in den gesamten Niederlanden. Armut ist dort ein großes Problem. Es trifft - wie überall - vor allem die Kinder. Bei der Organisation LEEDO verbringen sie sechs Wochen. Deren Mitarbeiter versuchen die Kinder von der Straße zu holen. Vor allem, um sie wieder zu ihren Eltern zu bringen. Wo das nicht möglich ist, kommen die Kinder mit staatlicher Unterstützung in ein Heim. Mit Bett, Essen und Unterricht.

Schritt Nummer 5: Die echte Arbeit. LEEDO bekommt von NG3O eine neue, ansprechende Webseite. Um das Heim und die Straßenarbeiter bezahlen zu können, braucht es Menschen, die regelmäßig spenden. Durch Videos bekommen die Kinder und ihre Geschichten eine eigene Stimme. Bewegte Bilder bewegen die Spendenbereitschaft. So sehen potentielle Spender, wie sehr ihre Spende echte Veränderung bewirkt. Email-Newsletter informieren, welche Fortschitte gelingen. Nach den sechs Wochen sollen die LEEDO-Mitarbeiter ihre Online Kompetenzen so erweitert haben, dass sie selbstständig effizienter mehr Spenden sammeln.

Die drei von NG3O ziehen weiter, um die Welt zu verändern. Selbstverständlich können alle anderen sie dabei begleiten: mittels Blog, Posts und Fotos. Und wenn sie noch nicht alles verbessert haben, dann helfen sie noch weiter.

Informationen

  • Text: Diana Hon
  • Datum: 18. April 2018
  • Kategorie: Verein Stadt Soziales Bildung