Die Welt durch die Augen der Gehörlosen

Kommunikation ist grundlegend sehr wichtig, denn sie ist in der Schule, bei der Arbeit und in jedem Bereich unseres Lebens notwendig. Wir können mit unserem Körper, aber vor allem mit unserer Stimme auf sehr effektive und schnelle Weise kommunizieren. Aber haben wir uns schon einmal gefragt, wie Menschen, die nicht hören können, kommunizieren?
Die Gehörlosen benutzen eine visuelle Sprache, die sehr unterschiedlich von den Gebärden sind, die wir jeden Tag verwenden, denn ihre Symbole entsprechen einem System präziser grammatikalischer, syntaktischer und pragmatischer Regeln.
Gebärdensprache ist zwar über Jahrhunderte hinweg entstanden, aber nur im Jahr 1960 begann man sie dank William Stocke zu studieren. In dieser Hinsicht kann man behaupten, dass Gebärdensprache durch vier Gestaltungsparameter unterteilt werden kann:
- Der Ort: der Raum, in dem das Zeichen gemacht wird, der auch "Zeichenraum" genannt wird;
- Die Konfiguration: die Form, die die Hand annimmt, um das Zeichen zu definieren;
- Die Bewegung: die Richtung der Ausführung und die Art und Weise
- und die Orientierung: die Position der Handfläche.
Die Gebärdensprache besteht aus Handgesten, die zusammen mit der Mimik und den Mundbewegungen eine vollwertige Sprache bilden, mit der man sich über jedes Thema unterhalten kann. Leider ist die Welt der Gehörlosen nicht so populär und es wird oft geglaubt, dass es nur eine Gebärdensprache gibt. Das ist falsch!
Es gibt so viele Gebärdensprachen auf der Welt wie gesprochene Sprachen, jede Nation hat ihre Gebärdensprache und in Deutschland hat jedes Bundesland seinen eigenen Gebärdendialekt. In Deutschland wurde die Deutschgebärdensprache (DGB) erst im Jahr 2002 als offizielle Sprache anerkannt, so dass sich in den Regionen bereits vor der Anerkennung verschiedene Gebärden herausgebildet haben. Aus diesem Grund existiert ein Dialekt für jedes Bundesland.
Dies ermöglicht eine sehr große kulturelle und sprachliche Vielfalt, führt aber auch zu Schwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen Gehörlosen und Nicht-Gehörlosen, da nur wenige Nicht-Gehörlose Gebärdensprachen lernen und sprechen und es bei so vielen Sprachen und Dialekten noch schwieriger ist, mit Gehörlosen aus verschiedenen Teilen der Welt zu kommunizieren.
In diesem Zusammenhang gibt es eine internationale Gebärdensprache, Gestuno, die vom "World Federation of the Deaf" in den 50er Jahren gegründet wurde. Gestuno besteht aus 1500 Gebärden, die die Überwindung der Sprachbarrieren erlauben, wie zum Beispiel bei einigen internationalen Begegnungen. Sie hat aber nicht die Eigenschaften einer echten Gebärdensprache.
Es ist klar, dass auch Gehörlose Menschen fremde Gebärdensprachen lernen müssen, um mit anderen Gehörlosen ausserhalb ihrer Nation sprechen zu können. Sie müssen nicht nur die verschieden Gebärden lernen, sondern auch die Fingeralphabeten, die auch in verschieden Ländern unterschiedlich sind. Zum Beispiel hat das Fingeralphabet Italiens kein scharfes S, Phoneme wie “sch” oder die Vokale mit Umlaut.
Das Fingeralphabet wird benutzt, wenn man etwas buchstabieren muss, wie zum Beispiel die Personennamen, oder für Wörter, die zu keiner Gebärde gehören. Die Welt der Gebärdensprachen entwickelt sich ständig weiter, und es wäre eine persönliche Bereicherung, sie zu lernen. Es wäre sehr interessant, aber auch wichtig, die Gebärdensprache der eigenen Nation in der Schule zu lernen, damit die Sprachbarrieren schon in der Schule überwunden werden können. In Deutschland haben leider nur fünf Bundesländer Lernpläne für die Deutschgebärdensprache, aber das könnte ein guter Anfang sein.
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